Freitag, 24. Juni 2016

Letzte 3 Wochen

Obwohl ich eigentlich noch drei Wochen im schoenen Argentinien uebrig habe, kommt es mir jetzt irgendwie doch schon wie das Ende vor. Abschiedsfeiern werden organisiert und jedes Wochenende muss man sich von anderen Freunden verabschieden. Letzte Woche konnte ich noch sagen "Mir bleibt ein letzter Monat" und jetzt sind es nur noch drei Wochen und schon in zwei Wochen werde ich sagen "Ich fliege diese Woche". Und irgendwie ist das Ende schneller gekommen als erwuenscht. War es nicht noch vor einem halben Jahr, dass ich meinen neuseelaendischen Kumpel am Flughafen unter Traenen verabschiedet habe? Und habe ich mir nicht noch gedacht? In einem halben Jahr wird es mir genauso gehen, aber das ist ja eh noch ewig hin. Und morgen fliegt meine beste Freundin aus Holland nach Hause. Und sie zu verabschieden ist fast genauso schlimm wie selbst zu gehen. Ich meine, wozu den Traum leben, wenn man ihn mit niemandem teilen kann? Natuerlich habe ich auch andere Freunde, aber keiner kann die Freundschaft ersetzen, die ich mit Lotte hatte. Schon gestern musste ich einige "letzte Male", weil ich gewisse Dinge einfach mit neimand anderem als meiner besten Freundin machen kann. Jetzt ist es auf einmal real geworden, die kleine Stimme, die wir vom Anfang an alle im Kopf hatten, "Du bist doch eh nur ein Jahr hier". Und jetzt ist das Jahr um und ich bin noch verlorener als am Anfang meines Austauschs.


Nachtrag: Gestern habe ich Lotte zum Flughafen gebracht. Das gute war, dass wir kaum Zeit hatten uns zu verabschieden weil wir so spaet dran waren. Also eine Umarmung, kurz die Abschiedsgeschenke in die Hand druecken, ein letztes Mal winken und schon war sie weg. Kurz und schmerzlos also. Sowieso habe ich es noch gar nicht so richtig realisiert, dass wir wahrscheinlich nie wieder fuer laengere Zeit im selben Land leben werden. Eigentlich hat sich nichts geaendert, wir schreiben uns immernoch die gleichen Nachrichten mit den gleichen Insidern und reden ueber die gleichen Leute. Erst in ein paar Wochen wird mir wahrscheinlich so richtig bewusst werden, dass die Zeit der gemeinsamen Parties, Uebernachtungen und Barbesuchen jetzt endgueltig vorbei ist. 


Ansonsten geht es mir hier eigentlich sehr gut, auch wenn dieser Post ziemlich sentimental ist. Mir bleiben noch 20 Tage in Argentinien und die muss ich jetzt halt geniessen. Es ist ja auch irgendwie eine schoene Vorstellung, wieder nach Hause zu kommen. All die Dinge, die ich zehn Monate lang vermisst habe, die Leute, mit denen ich viel zu wenig Kontakt die letzten Monate hatte, wiedersehen. Vor allem endlich wieder Sommer haben, hier in Argentinien ist naemlich zur Zeit einer der kaeltesten Winter den es in den letzten Jahren gab, und das nur mit so Mini-Heizteilen, die man nicht wirklich Heizung nennen kann. Ich freue mich wirklich auf Sonne, Strand und Urlaub. 

Donnerstag, 16. Juni 2016

Update

Weil ich diesen Blog ja ziemlich vereinsamen lassen habe, kommt hir nochmal ein Update von meinem letzten halben Jahr. Es ist so viel passiert, dass ich garnicht weiss wo ich anfangen soll. Entschuldigt uebrigens die schlechte Rechtschreibung, aber ich schreibe grade vom Computer meiner Schule waehrend meine Mitschueler Excel Tabellen ausfuellen muessen. Und das ist auch schon die erste Veraenderung: meine neue Schule. Oder generell alles. Ich bin naemlich vor eineinhalb Monaten nach Alta Gracia gezogen, das ist ein kleines Staedtchen in der Naehe von Cordoba. Der Grund waren Probleme mit meiner dritten Gastfamilie und die voellige Unfaehigkeit von Rotary. Eigentlich haette ich naemlich und Cordoba bleiben muessen (und wollen), aber weil es Rotary zu anstrengend war, eine neue Familie zu suchen, bin ich jetzt bei meinem Kumpel Pancho eingezogen. Mit ihm und seinen Eltern bin ich in den Sommerferien auch schon nach Uruguay gefahren und sowieso kannte ich die Familie schon von diversen Besuchen in Panchos Haus also bin ich einfach bei ihm eingezogen. Und deswegen musste ich halt auch meine alte Schule und meine besten Freunde in Cordoba lassen. Es ist fast so wie ein neuer Anfang vom Austauschjahr, eine neue Familie, neue Schule und schon wieder voellig orientierungslos in einer neuen Stadt. Aber es geht mir besser als immer: meine Familie ist total lieb, ich wohne mit meinem argentinischen Bruder zusammen und meine Mitschueler sind nett. Trotzdem versuche ich so oft wie moeglich nach Cordoba zu fahren um mich ein paar letzte Male mit meinen Freunden zu treffen und von einigen muss ich mich auch schon bald verabschieden. Denn mir bleibt noch ein Monat und es sind schon fast alle Wochenenden verplant und langsam muss ich schon anfangen meine Abschiedsfeier zu organiseren, mir Gedanken ueber das Gepaeck machen und noch die letzten Geschenke die mir noch fehlen kaufen.
So gross die Vorfreude auch sein mag, irgendwie waere es doch schoen, noch ein bisschen laenger hier zu bleiben, ein bisschen mehr Zeit mit meinen besten Freunden zu verbringen, den kleinen Rest vom Land sehen den ich noch nicht gesehen hab und noch ein wenig mein Spanisch zu verbessern. Das ist naemlich noch lange nicht so gut, wie mir vor dem Austauschjahr von allen gesagt wurde (vor allem Rotary). Dass man die Sprache danach perfekt beherrscht ist leider schlichtweg eine Luege und Akzent haben hier bei mir im Distrikt auch noch alle Austauschschueler bis auf ein paar, die aber immernoch Grammatikfehler machen. Aber ich bin trotzdem zufrieden mit meinen Sperachkenntnissen, auch wenn ich lange nicht perfekt spreche, aber mittlerweile denke und traeume ich schon seit ein paar Monaten auf Spanisch, und das ist eigentlich alles, was ich erreichen wollte. Ausserdem war das Erlernen einer Sprache nie der Hauptgrund und ich finde man sollte den Erfolg einen Austausches auch nicht an den Sprachkenntnissen messen. Ich habe so viele tolle Freunde, so viel erlebt und so viel gelernt, dass mein gebrochenes Spanisch mir mittlerweile ziemlich egal geworden ist. Und wenn ich in ein paar Jahren auf mein Austauschjahr zurueck blicke, werde ich nicht an einen langweiligen Spanischkurs sondern an die die schoenen Erlebnisse und die tollen Personen die ich kennengelernt habe.
Okay  genug sentimentales Gelaber, hier kommt kurz der Ruckblick vom letzten halben Jahr:

Erstmal hatte ich noch die zweite Haelfte meiner Sommerferien hier, in denen ich mit Panchos Familie nach Uruguay gefahren bin. Eine Woche Punta del Este, wo seine Familie ein kleines Urlaubshaus direkt am Meer hat. Wenn ihr wissen wollte, wie das aussah, dann googlet einfach mal Punta del Este, es ist echt eine sehr schoene Stadt (sie wird auch das Miami von Suedamkerika genannt) und ich war endlich im Meer schwimmen, was ich hier in Cordoba sehr vermisst hab. Den Rest der Sommerferien habe ich mit meinen besten Austauschschueler Freundinnen verbracht und wir haben uns fast jeden Tag in einem Park zum Mate trinken getroffen oder in einer Bar angestossen (natuerlich nur mit Cola). Meine Klassenkameraden habe ich leider kaum gesehen, weil fast alle im Urlaub in Brasilien waren und mit ihren Familien im Wochenendhaus. Aber die Ferien hier waren trotzdem die besten, die ich ja erlebt habe, vor allem weil sie drei Monate lang waren. Dann hat die Schule leider wieder angefangen, aber das war auch nicht so schlimm, weil ich eigentlich die Haelfte der Zeut garnicht hingehen musste, weil die Lehrer gestreikt haben. Und danach gings auch schon wieder los auf Nordreise mit allen anderen Austauschschuelern. 
Wir haben echt unglaubliche Landschaften gesehen und ich versuche auch danach noch Fotos reinzustellen. Das schoenste der ganzen Reise war fuer mich der Ntaionalpark Talampaya und Valle de la Luna, das koennt ihr ja mal selbst suchen. Sonst war es einfach unglaublich schoen, d¡fast drei Wochen mit seinen besten Freunden zu verreisen und sich Argentinien anzugucken. Wir haben endlich das Argentinien gesehen, das wir alle erwartet haben, als wir am ersten Tag aus dem Flugzeug stiegen: wie haben Lamas und Gauchos gesehen, sind durch endlose Weiten voll mit Kakteen gefahren und haben die Anden ueberquert und die Leute sahen auch endlich viel mehr so aus, wie wir es erwartet hatten, mit Ponchos und Pferden und den typischen Alpakapullovern mit den kleinen Lama-Figuren und in den den Staedtchen stand auch ab und zu mal ein Esel einfach so auf der Strasse. Das was wir nicht erwartet hatten war die Kaelte, die uns in Chile erwartete: minus 15 Grad in der Nacht und die Hotelzimmer natuerlich typisch latino ohne Heizung. Wir haben sogar mehr Schnee gesehen als auch der Suedreise (Anmekrung: auf der Suedreise waren wir auf Gletschern wandern). Aber das beste an der Reise waren natuerlich die anderen Austauschschueler, die ich auf der Reise wirklich ins Herz geschlossen habe. 
Nach der Reise bin ich dann direkt umgezogen und wohne jetzt hier in Alta Gracia. Meine letzten Wochenenden werden jetzt darin bestehen, mich von meinen Freunden zu verabschieden und den letzten Rest des Austauschs noch so gut es geht zu geniessen, auch wenn das ohne meine beste Freundin schwer wird. Die fliegt naemlich schon naechste Woche zurueck und ich weiss jetzt schon nicht mehr was ich ohne sie tun soll.


Uebrigens wuerde ich gerne Fotos reinstellen, aber das ist leider unmoeglich weil mein Handy kaputt ist und ich die meisten Fotos da gespeichert hab. Also muesst ihr wohl warten bis ich zurueck komme bis ihr die Fotos zu sehen bekommt.

Montag, 25. Januar 2016

Sommerferien

Damit der Blog hier nicht ausstirbt, ist es glaube ich Zeit für ein kleines Update.

Zur Zeit habe ich ungefähr drei Monate Sommerferien, wovon leider schon die Hälfte rum, mir bleiben also "nur noch" eineinhalb Monate Ferien. Drei Monate ist eine ziemlich lange Zeit und sogar fast ein Drittel meines gesamten Austausches. Aber was macht man mit so viel freier Zeit? Die meiste Zeit verbringe ich mit Freunden, entweder im Park, im Zentrum, oder im Haus von irgendwem mit einem Pool. Und meistens mit anderen Austauschschülern, und zwar nicht, weil ich keine argentinischen Freunde gefunden habe, sondern einfach weil ich die Austauschschüler so sehr lieb hab, dass ich einfach so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen muss. Und bevor irgendwer meckert: Nein, wir sprechen kein Englisch untereinander, sondern ganz brav Spanisch. Zum einen, weil wir üben wollen und zum anderen, weil unser Englisch ziemlich unter dem Spanisch Lernen gelitten hat, so dass wir eigentlich kaum mehr Englisch sprechen können (ich freu mich schon, wenn ich zurück nach Deutschland komme und Gedichtanalysen in Englisch verfassen muss). Austauschschüler verstehen sich einfach immer. Sie machen genau das gleiche durch und vor allem sin sie viel unternehmungslustiger als die Argentinier. Wenn man einen Argentinier fragt, ob er irgendwas unternehmen will, kommt meistens nur ein "ja klar, irgendwann müssen wir uns unbedingt treffen" zurück und man hört für ein paar Wochen erstmal nichts mehr von der Person. Währenddessen kann ich die Austauschschüler einfach jeden Tag spontan fragen, ob jemand Zeit hat und es findet sich fast immer jemand, der auch nicht alleine zu Hause herumsitzen will.
Aber das soll jetzt nicht so klingen, als hätte ich keine argentinischen Freunde, natürlich verstehe ich mich gut mit meinen Klassenkameraden und vor allem die Argentinier, die nächstes Jahr ins Ausland gehen sind ziemlich gute Freunde, aber viele meiner Freunde wohnen in Dörfern neben Cordoba und meistens fehlt mir einfach das Geld oder die Kust, sie zu besuchen.
Aber vir ein paar Tagen habe ich mich dann doch mal aufgerafft und habe Aldi besucht, die ungefähr eine Stunde von Cordoba entfernt wohnt. Aldi habe ich auf einer sogenannten "Previa" kennengelernt, was die Feier vor einem Bolichebesuch (Diskobesuch) ist. Wir haben uns sofort gut verstanden und Nummern ausgetauscht und obwohl ich sie erst ein paar Stunden kannte, hat sie mich nach Carlos Paz (ihr Dorf) eingeladen, um dort den Tag zu verbringen. Natürlich ich ich die Einladung (wahrscheinlich ein bisschen zu) wörtlich und bin sie besuchen gefahren. Es war echt ein schöner Tag und sie ist jetzt schon eine meiner besten Argentinischen Freundinnen, obwohl ich sie erst seit drei Wochen kenne.
Nach meinem Besuch bei Aldi in Carlos Paz bin ich dann mit meiner Gastfamilie auf's Dorf gefahren, was ziemlich entspannend, aber auch ziemlich langweilig war. Man muss sich vorstellen, zwei Tage lang mit Familie (meine Kleine Familie aus Cordoba olus einige Onkel und Tanten) und fast durchgängig Gespräche über argentinische Politik und Personen, die ich weder kenne noch mich interessieren und kein einziges Familienmitglied in meinem Alter. Wir sind dann am Montag um 5 Uhr morgens (!!!) aufgestanden, um zurück nach Cordoba zu fahren, weil meine Gasteltern zur Arbeit mussten.
Übrigens ist Hamish, der beste Neuseeländer der Welt vor drei Wochen wieder nach Huase geflogen, weil sein Austausch vorbei ist und wir haben ihn natürlich mit einer Abschiedsfeier verabschiedet und ihn zum Flughafen gebracht. Der Tag war wahrscheinlich der schlimmste Tag meines Austauschs, weil Hamish echt wie ein Bruder für mich wahr und mein erster Kumpel hier in Argentinien. Wir mussten alle ziemlich viel weinen und vor allem wurde uns jetzt erst richtig bewusst, dass schon fast die Hälfte des Jahres rum ist und wir jeden Tag hier in Argentinien genießen müssen. Deshalb versuche ich auch, mich jeden Tag mit irgendwem zu treffen, was bis jetzt eigentlich immer ziemlich gut geklappt hat. Bloß jetzt sind leider alle Austauschschüler außer Claire und ich im Urlaub, was uns beide ziemlich aufregt. Ich meine stellt euch vor, alle eure Freunde laden jeden Tag Fotos von Brasilien, Buenos Aires, Uruguay und noch viel mehr tollen Orten auf Facebook hoch und du sitzt im Haus ohne Klimaanlage und bist sogar fast die einzige ohne eigenes Schwimmbecken. Aber das ist eigentlich echt Meckern auf hohem Niveau, immerhin bin ich in Argentinien in einer tollen Stadt und kann mich jeden Tag mit Freunden treffen.


Verabschiedung von Hamish am Flughafen

Baden mit Lotte im Brunnen mitten in der Stadt (bevor die Polizei kam)

Mate trinken im Park mit Lotte

Und nochmal Mate trinken im Park mit Amaya und Dani

Mein Treffen mit Aldi

Und Aldi ist sogar größer als ich

Amaya, Dani, Claire und ich bei Besuch in Dani's Haus

Spontane Idee, sich die Haare zu färben in Amaya's Haus

Und dann das Ergebnis (auf dem Bild sind Agus, Amaya, Claire und Dani)

Letzte Woche gab es dann noch eine Rotary Aktivität mit allen Austauschschülern, die in der Nähe von Cordoba leben und zur Zeit nicht im Urlaub sind. Die meisten davon sehe ich ja soweiso fast jeden Tag, aber einige habe ich auch schon seit der Reise oder sogar länger nicht gesehen, also war es schön, sich mal wider zu sehen. Eigentlich wollten wir Wakeboard fahren, aber da das Wetter zu unsicher war, wurde das abgesagt und wir haben stattdessen einen Crashkurs im Gold gemacht. Außerdem gab es einen Pool, im dem wir die meiste Zeit verbrachten und zum Abendessen noch typisch argentinisches Choripan, was so eine Art Bratwurst ist.

Dani und Amaya <3

Abkühlung im Pool

Ich lerne Golf :D

Und die ganze Gruppe

Daniiiii (und ich leider völlig verschwitzt und fertig, aber egal)

Ich denke den Fotos kann man ganz gut entnehmen, mit wem ich die meiste Zeit verbringe, nämlich Dani, Amaya, Claire und Agus und normalerweise auch mit Lotte, aber die ist leider noch einen Monat lang in Uruguay. 

Sonntag, 3. Januar 2016

Patagonien, Weihnachten und Silvester

Eigentlich wollte ich ja einen ausführlichen Post über die Südreise mit Rotary schreiben, aber weil einfach viel zu viel passiert ist und es sowieso schon bestimmt 100 Posts über ein und dieselbe Reise im Internet gibt, lasse ich das einfach. Außerdem könnte ich die spannendsten Dinge hier sowieso nicht erzählen, weil wir ja möglicherweise einige Regeln gebrochen haben könnten :D
Hier ist aber trotzdem eine kurze Zusammenfassung: Unglaubliche Landschaften, Gletscherwanderung, Pinguine, Wale, Lamas, schlaflose Nächte, Party, tolle Menschen und jede Menge Spaß. Ich kann die nächste Reise im Mai gar nicht abwarten <3

Da das jetzt abgehakt (entschuldigt meine Faulheit), kommen wir gleich mal zum Weihnachtsfest. Ich glaube in Deutschland kann man sich Weihnachten gar nicht ohne jede Menge Kitsch, Deko, Schokolade und Weihnachtslieder vorstellen, aber tatsächlich gab es hier gar nichts von alledem und ich habe sogar Nikolaustag vergessen, bis ich von Austauschschülern daran erinnert wurde. Bis zum Heiligabend habe ich nichtmal realisiert, dass wirklich schon Weihnachten ist und man hat in der gesamten Stadt auch überhaupt nichts davon gemerkt. Heiligabend fing also damit an, dass ich den Vormittag alleine zu Hause verbrachte, weil meine Gasteltern bis Nachmittags beide arbeiten waren. Als ich dann Nachmittags schon ein schickes Kleid anhatte und mich für ein gemütliches Kaffeetrinken mit der Familie und die Bescherung fertig machte, passierte aber rein überhaupt nichts. Ich bin sogar mit meinem Gastvater nochmal spontan Geschenke kaufen gefahren, weil ihm noch jede Menge für die Familie fehlte (man bedenke es war der 24.12. nachmittags). 
Und nicht genug, wir mussten die Geschenke sogar erst noch basteln, das hieß ich habe dann mitgeholfen, einen Blumentopf für die Großeltern zu bemalen, der logischerweise nicht bis zum Abend trocken wurde. Um neun Uhr Abends sind wir dann endlich zum Haus der Gasttante gefahren, wo die ganze Familie zusammen Abend gegessen hat (und zwar nichts da mit Braten, sondern Salat und Hühnchen). Ich habe fast den gesamten Abend mit einem venezuelischen Teil der Familie verbracht, weil sie auch kaum jemanden kannten und somit waren wir alle ein wenig Außenseiter. Um zwölf gab es dann die große Bescherung und alle Kinder wurden raus gelockt, um draußen auf "Papa Noel" zu warten, während die Erwachsenen die Geschenke auf dem Fußboden verteilten. Es war echt ein ziemliches Chaos, wie die gesamte Familie ihre Geschenke in den riesigen Geschenkeberg suchte. (Übrigens Anmerkung für meine Familie: Niemand in der ganzen Familie hat Geschenkpapier benutz, also gehe ich mal davon aus, dass das hier gar nicht existiert, für alle die meinten, es wäre unmöglich, ihnen mein Geschenk uneingepackt zu überreichen.)
Jedenfalls war die Feier dann um zwei oder drei Uhr morgens zu Ende und wir sind endlich schlafen gegangen. Eigentlich gehen die Jugendlichen hier auch manchmal nach der Familienfeier noch mit ihren Freunden feiern, aber weil niemand meiner Freunde Zeit hatte, bin ich auch zu Hause geblieben.
Am nächsten Tag sind wir dann noch den Rest der Familie besuchen gefahren, was aber ungefähr genauso unweihnachtlich war, denn wir sind im Fluss baden gegangen anstatt gemütlich am Kamin zu sitzen, wie man es vielleicht in Deutschland gemacht hätte. Es ist aber auch echt schwierig, hier vernünftig Weihnachten zu feiern, weil es halt über dreißig Grad sind und da nur wenig Weihnachtsstimmung aufkommen will.
Leider habe ich hier in meiner Familie kein Schwimmbecken im Garten und alle meine Freunde mit einem Pool wohnen ungefähr eineinhalb Stunden mit dem Bus entfernt von mir (man bedenke in der selben Stadt), also muss ich wohl mit meinen Ventilator vorlieb nehmen.
Silvester war dann etwas mehr so wie wir es kennen, mit Abendessen und Feuerwerk. Ich habe Silvester in der Familie einer Freundin verbracht, weil meine Gastfamilie ins Wochenendhaus gefahren sind und ich aber noch mit ein paar Freundinnen tanzen gehen wollte. Ihre Familie war echt nett und wir haben zusammen gegessen (Hühnchen, was sonst? :D), angestoßen und das Feuerwerk beobachtet bevor Agus und ich uns fertig für die Boliche (Disko) gemacht haben. Um zwei Uhr morgens haben wir uns dann mit Amaya aus Mexiko und Claire aus Belgien getroffen und sind erstmal zum aufwärmen in eine Bar gegangen. Ja, richtig, um zwei Uhr morgens, wenn in Deutschland schon fast alle wieder schlafen gehen, fängt das Nachtleben in Argentinien erst so richtig an. Wir wurden sogar gratis und ohne Passkontrolle reingelassen, weil sich Agus (Argentinierin) als Ägypterin ausgab und ihr falscher Akzent anscheinend ziemlich überzeugend wirkte (sie verbringt wahrscheinlich einfach viel zu viel Zeit mit uns Austauschschülern und hat sich unseren Akzent abgeguckt). Jedenfalls war es eine echt schöne Nacht und wir sind erst um acht Uhr morgens wieder bei Agus zuhause angekommen. Das hat ihre Eltern aber nicht davon abgehalten, uns am nächsten Tag mit zum Pool zu nehmen, der ungefähr eineinhalb Stunden mit dem Auto entfernt war. Dort gab es dann leckeres Asado (argentinisches BBQ) und Agus und ich konnten uns noch ein bisschen in der Sonne ausruhen. Eigentlich war der Plan gewesen, dass ich dann nachmittags meine Gastfamilie auf dem Land besuchen fahre, aber weil es dann doch schon zu spät war, habe ich einfach noch eine Nacht in Agus' Haus verbracht. Am nächsten Morgen musste ich dann aber leider früh aufstehen, um mit dem Bus dann doch noch aufs Land zu fahren und den Tag mit meiner Gastfamilie und den Gastgroßeltern zu verbringen. Zum Glück gab es dort aber wenigstens einen Pool und den Fluss, was bei 35 Grad echt angenehm ist.

Ansonsten lebe ich halt hier grade so mein Leben, besuche Leute und versuche nicht vor Hitze zu sterben. Ich habe jetzt noch zwei Monate Ferien und möchte jetzt schon am liebsten wieder in die Schule gehen. Es ist nämlich echt schwer, sich ein Sozialleben aufzubauen, wenn man nicht jeden Tag Leute trifft und man sich auch erstmal überwinden muss, das Haus zu verlassen, weil Busfahren im Sommer hier irgendwie nicht so angenehm ist. 
Weil ich jetzt schon immerhin vier Monate hier bin und ich mich deswegen eigentlich ganz gut mit der argentinischen Kultur und Lebensweise auskennen sollte, habe ich hier mal ein paar Unterschiede aufgestellt:

1. Das erste, was mir aufgefallen ist, als ich meine erste Gastfamilie kennengelernt habe, war die Begrüßung: hier gibt man sich immer ein Luftküsschen auf die Wange (außer zwei Männer untereinander), was ganz angenehm ist, weil mein sich nicht zwischen Umarmung und Handschlag entscheiden muss.
2.Der Müll. Er wird nicht getrennt und liegt überall auf der Straße herum.
3. Die Familie - sie ist sehr wichtig in der südamerikanischen Kultur, was für mich immer noch sehr gewöhnungsbedürftig ist, weil das eben nicht meine eigene Familie ist.
4. Die Schule: Erst hier habe ich wirklich bemerkt, wie effizient wir Deutschen wirklich sind, hier wird nämlich kaum gearbeitet.
5. Außerdem ist der Wissensstandard manchmal echt erschreckend niedrig, vor allem der Englischunterricht ist der Horror hier.
6. Der Nationalstolz: Überall sieht man Argentinische Flaggen und es gibt auch viel mehr Traditionen als in Deutschland.
7. Das Essen - eher nicht so mein Ding, aber jedem das seine. Viel Fleisch, Pizza und Hühnchen.
8. Die Gastfreundschaft: Wie oben schon geschrieben, habe ich zwei Tage lang mehr oder weniger uneingeladen im Haus meiner Freundin verbracht und ihre Eltern haben sich am Ende sogar noch bedankt, dass ich Zeit mit ihnen verbracht habe.
9. Die Preise: Das wird jetzt einige überraschen, aber hier ist alles so arschteuer, dass ich mir kaum was kaufen kann. Das geht von Shampoo und Zahnpasta über Kleidung bis zur Schokolade, alles viel zu teuer.
10. Sexualisierung: Die Frau wird hier viel mehr als Objekt behandelt als in Deutschland.
11. Die Tageszeiten: Die Straße um nachts um fünf Uhr morgens kann je nach Wochentag sogar sicherer sein als um drei Uhr Nachmittags, weil da nämlich alle Siesta schlafen. Es gibt  auch kein Wort für "Abend", sondern es ist entweder Nachmittag oder Nacht. Und gegessen wird deswegen auch immer Nachts.
12.Die Kinder - überall. Während man in Deutschland ja eher selten ein kleines Kind sieht, gibt es die hier echt in Massen.
13. Die Straßen. Es gibt fast nur Einbahnstraßen, was die Orientierung, wenn man mit dem Auto fährt manchmal unmöglich macht.
14. Die Klamotten: Gefälschte Markenklamotten für die Jungs und bauchfreie Tops mit Shorts für die Mädchen.
15. Das Nachtleben: Über die Boliches habe ich ja schon mal einen Artikel geschrieben und es gibt auch fast jedes Wochenende irgendeine Feier in einem Wochenendhaus.
16. Straßenhunde, überall.
17. Das Aussehen der Menschen: Jeder hier weiß sofort, dass ich aus Deutschland bin (anscheinend sehe ich wirklich sehr deutsch aus) und selbst mir fallen vor allem helle Augen jetzt schon immer auf.
18. Die Lücke zwischen Arm und Reich: Hier gibt es sehr wenig Mittelstand und man sieht öfters noch Pferdekutschen auf den Straßen und auch mein Viertel hier ist ziemlich arm. 
19. Das Temperament. Argentinier sind laut und lieben Schimpfwörter.
20. Die Ausmaße das Landes: man kann sich das als Euröpäer gar nichtso richtig vorstellen, stundenlang durch nichts weiter als Steppe zu fahren, aber auf der Südreise habe wir genau das tagelang durchhalten müssen.

Hier sind noch ein paar Fotos meiner letzten Tage:


Lotte und ich... fabulous.

"Poolparty"


 
Mit meinen Gastgeschwistern im Auto

Agus und ich an Silvester

Ziemlich cooler Himmel über den "Sierras Chicas de Cordoba"

Meine Gastmutter und ich beim wandern...

Und beim Baden im See

Der kleine Weihnachtsbaum im Wohnzimmer

Plätzchen backen im Sommer

Samstag, 28. November 2015

Familienwechsel

Weil ich morgen auf Südreise gehe und deshalb die nächsten 17 Tage erstmal nichts schreiben kann, dachte ich mir, es wäre ja mal ganz nett, nochmal ein bisschen zu erzählen, was so in der Zwischenzeit passiert ist. Also in erster Linie habe ich natürlich Gastfamilien gewechselt, worauf ich mich schon einige Wochen vorher gefreut habe. Allerdings hatte ich auch ein wenig Angst, denn ein Wechsel bedeutet natürlich, dass ich mich schon wieder anpassen und an eine andere Familie gewöhnen musste. Am Ende war aber alles super, weil meine Gasteltern echt unglaublich herzlich sind und mich total lieb empfangen haben (nachdem mir in meiner alten Gastfamilie nichtmal alle Familienmitglieder Tschüss gesagt haben, war das echt ziemlich erfrischend). Ich habe zwei kleine Gastbrüder, die mir auch ein total süßes Willkommensplakat gebastelt haben und eine siebzehnjährige Gastschwester, die auf meine Schule geht, aber nicht immer zu Hause ist, weil meine Gastmutter eigentlich garnicht ihre Mutter ist und deshalb wohnt sie manchmal bei ihrer Mutter. Ihre Mutter habe ich zwar noch nicht kennengelernt, aber das werde ich in den vier Monaten, in denen ich hier bleibe bestimmt noch tun. Ich habe hier jetzt endlich ein eigenes Zimmer, einen Hund und am wichtigsten: Ein Familienleben, mit einer Familie, die sich auch um mich kümmert. Leider sind sie ein wenig zu besorgt um mich, weshalb ich am Freitag nicht zu der Party meines Kumpels durfte, aber was soll's, dann bin ich eben zu Hause geblieben und habe meine Gastgroßeltern kennengelernt, die auch sehr nett sind. Sowieso hat meine Familie jetzt schon in vier Tagen mehr gemacht als meine erste Familie: wir haben einen Kuchen gebacken, waren bei den Großeltern und meine Gastschwester hat mich zu ihrem Sport mitgenommen. Klingt jetzt nicht unglaublich viel, aber im Vergleich: mit meiner ersten Gastfamilie war ich ein Mal die Tante besuchen und sonst sind wir uns meistens aus dem Weg gegangen, also weiß ich die Kleinigkeiten, die meine jetzige Gastfamilie mit mir macht zu schätzen, wie zum Beispiel einfach einen Film zusammen zu gucken. Außerdem sind meine Gasteltern beide Lehrer für Sprachen, deswegen habe ich auch schon wieder ein bisschen mehr spanisch gelernt, nachdem ich ja zwei Wochen lang nur noch Englisch gesprochen habe in der Klausurenphase. Und mein Fortschritt ist echt ziemlich gut: Heute zum Beispiel habe ich mich mit Alice und Amaya getroffen und weil die beiden nicht so gut Englisch sprechen, haben wir einfach Spanisch gesprochen, obwohl dir meisten Austauschschüler ja unter sich Englisch sprechen. Und wir konnten uns echt gut unterhalten, Amaya ist ja Muttersprachlerin und zudem spricht sie noch einen anderen Akzent, aber Alice und ich haben trotzdem alles verstanden und konnten uns flüssig verständigen. Aber nach drei Monaten sollten wir ja auch mal langsam anfangen, auf Spanisch zu denken, was ich manchmal schon mehr oder weniger freiwillig tue (zwischendurch musste ich auch mal ein paar Wochen in Englisch denken, weil einfach nicht genug Platz in meinem Kopf war für drei Sprachen) und jetzt ist mein Gedankenfluss ein einziges Chaos, aber wenigstens spreche ich kein deutsch mehr mit Leuten, die es garnicht können.
Übrigens schreibe ich diesen Post jetzt garnicht aus meinem neuen Zimmer, sondern aus meinem Alten, weil ich vorübergehend nochmal zu meiner alten Gastfamilie musste, weil meine Neue jetzt gerade auf dem Weg nach Bariloche sind, wo ich in zwei Wochen auch bald sein werde. Jetzt muss ich also noch mal eine Nacht hierbleiben, was mich vor allem stört, weil der türkische Austauschschüler, der hier grade wohnt ein bisschen komisch ist, aber ich hab's irgendwie hingekriegt, mich ohne ihn mit anderen Leuten zu treffen, indem ich einfach gewartet habe bis er das Haus verlässt und dann schnell gegangen bin. Klingt jetzt zwar etwas fies, aber der Typ ist echt manchmal ziemlich anhänglich, was auf Dauer sehr nervig ist.
Wie auch immer, morgen geht's endlich los und ich verreise! Mein Koffer ist schon gepackt mit vielen Wintersachen, denn obwohl es grade Sommer ist, ist der Süden sehr kalt und ziemlich nah am Südpol. Ich hoffe vor allem, dass ich Pinguine und Wale von so nah wie möglich sehen werde (und dass ich weder im Bus noch auf dem Schiff wegen Reiseübelkeit kotze)!


Also Chau, habt viel Spaß und genießt die Vorweihnachtszeit und ich melde ich irgendwann wieder mit ganz vielen Fotos aus dem Süden.
Bis dahin ¡un beso y nos vemos!

Mittwoch, 18. November 2015

Austauschschüler Wochenende

Wie ihr bestimmt alle wisst, sind Austauschschüler einfach die coolsten Menschen der Welt (das ist ein Fakt! :D). Und ich hatte die Ehre, ein ganzen Wochenende mit diesen wunderbaren Menschen zu verbringen. Leider konnten nicht alle kommen, weil manche nicht durften und andere wohnen ungefähr fünf Stunden weit weg. Also waren wir am Ende ein Dutzend Austauschschüler, aber das reicht absolut aus, um es zu einem der besten Wochenenden bis jetzt hier in Argentinien zu machen.
Am Freitag morgen haben wir uns also getroffen (wer braucht schon Schule?) und sind als erstes in die Legislatura gegangen und haben einen viel zu langen und unverständlichen Vortrag von einem Politiker gehört und einen Sticker und eine Urkunde bekommen. Danach duften wir noch in den Versammlungssaal und uns auf die Plötze der Politiker setzen.

Ich mit einem unbekannten Politiker

Ein Platz in der Universität von Cordoba

VIPs aha

Alice (Belgien), Ami (Mexico) et moi

Ich als Politiker :D

Alle zusammen in der Legislatura

Alle Mädchen und Dhruv :D

Hinterher sind wir mit dem Bus nach Villa Allende gefahren und haben bei einem Rotary Club ein paar Empanadas zu essen bekommen. Aber weil Austauschschüler ja bekanntlich immer Hunger haben, sind wir dann noch zu einem Rotarier nach Hause gefahren und haben Kuchen gegessen und Terere (Mate-Tee mit Fruchtsaft aufgegossen, schmeckt meeeega gut) und weil es sehr heiß war und es einen Pool gab, sind wir dann auch noch schwimmen gegangen, obwohl niemand Schwimmsachen mit hatte. Wir saßen dann die restliche Zeit nur noch rum und haben geschnackt bis die Sonne unterging. Aber falls ihr jetzt denkt, dass das ein Grund ist, ach Hause zu gehen und ein wenig Schlaf zu bekommen, dann befindet ihr euch wahrscheinlich grade in Deutschland. Denn wir sind erstmal wieder mit dem Bus ungefähr eine Stunde lang zurück nach Cordoba Capital gefahren und danach Lomitos essen gegangen. Lomitos kann man am besten als Sandwiches gefüllt mit Steak, Rührei und Salat beschreiben, was ziemlich gut schmeckt, aber unmöglich zu essen ist.
Um ein Uhr nachts haben wir uns dann auf den Weg zum Buen Pastor gemacht, was ein Platz ist, an dem es nachts immer Wasser- und Lichtspiele zu beobachten gibt und danach sind wir tatsächlich auch noch in zwei Museen gegangen, damit die Kultur auch nicht zu kurz kommt. Aber wir waren alle viel zu müde, um Spanisch zu übersetzen, also haben Lotte und ich unsere Zeit sinnvoller verbracht und haben High School Musical Lieder vom Balkon runter auf die Straße geträllert, aber niemand schien unsere Belästigung zu bemerken und irgendwann wurden wir dann auch weggescheucht. Als wir dann endlich alle schlafen gehen konnten, war es schon halb drei Uhr morgens.

Gruppenbild Im Museum
Chillen am Pool mit Claire (Belgien) und Dhruv (Indien)

Bela aus Brasilien und Dani aus der Slowakei <3

Merienda (Kaffeetrinken) bei coolen Rotariern

Sinnloses Selfie

Abkühlung bei ungefähr 30 Grad im Frühling

Ich bin nicht die Begabteste im Kunst-Nachahmen

Sonnenuntergang bei den Sierras Chicas (kleine Gebirge)

 Am nächsten Morgen haben wir uns dann mehr oder wenig ausgeschlafen nochmal getroffen und sind in ein kleines Städtchen eine Stunde Autofahrt entfernt gefahren. Mein Auto hat es aber irgendwie geschafft, drei Stunden später anzukommen als alle anderen, weil wir den "etwas längeren" Weg genommen haben und dadurch fast drei Stunden gebraucht haben. (Vielleicht könnte es aber auch daran liegen, dass wir uns um 12 statt wie die anderen um neun getroffen haben, weil Autos ja sooo viel schneller sind als Busse). Jedenfalls weiß ich immer noch nicht richtig, was wir eigentlich genau besichtigt haben, denn das Gebäude bestand hauptsächlich aus einer Kirche mitten in der Pampa (buchstäblich) und drum herum waren ein paar nicht benutze Häuser, ein paar Gärten und Ruinen. Aber auch wenn es nicht besonders viel zu sehen gab, war es einfach toll, Zeit mit Austauschschülern zu verbringen, weil man sich einfach immer gut versteht! (Sogar wenn man Spanisch sprechen muss, weil manche kein Englisch sprechen.)
Abends sind wir dann wieder in den Bus gestiegen, aber dieses <mal nicht nach Cordoba, sondern zu Dhruv nach Hause, weil er seine Abschiedsfeier gegeben hat und nächste Woche nach Indien zurück fliegt. Seine Gastfamilie hat ein ziemlich großes Hause mit einem großem Garten und einem Pool und in der Garage war sogar eine kleine Disko aufgebaut, mit Boxen und Diskokugel und allem. Natürlich mussten Dani, Hamish und ich sofort erstmal baden gehen und dieses Mal hatten wir dann auch wirklich Badesachen mit.
Später am Abend kamen dann noch uneingeladene Gäste dazu, die nicht einmal wussten, wer Dhruv ist und ziemlich betrunken waren. Das hätte mich ja theoretisch nicht groß gestört, aber als ich ihnen erzählt habe, dass ich aus Deutschland komme, haben sie mich mit den Hitlergruß und einem "Heil Hitler" begrüßt, was mich unglaublich geschockt hat und als dann auch noch ein Mädchen wissen wollte, was denn mit mir los war und warum ich es nicht mag, wenn jemand über meinen Präsidenten redet, habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten und musste mich erstmal von meiner lieben Amerikanerin Zoe trösten lassen. Alles in allem war die Party dann aber trotzdem toll und der Abschied von Dhruv war echt traurig, da wir ihn ja vielleicht nie wieder sehen werden.

Obligatorisches Gruppenbild

Mit der Kirche im Hintergrund

Unterstützung für Frankreich und unseren französischen Freund Leo

Frankreich, Dänemark, Deutschland, Slowakei, Indien und ein paar Länder, die ihre Flagge vergessen haben

Geklautes Foto von Oskar, weil er der einzige mit einer vernünftigen Kamera war^^

Tut mir leid, dass dieser Post jetzt nicht so unglaublich spannend war, ich wollte es einfach kurz schreiben, weil ich die Hälfte bestimmt schon wieder vergessen hätte, wenn ich den Post erst nächste Woche schreiben würde.
Hier noch kurz ein Update meiner Woche:
Am Sonntag war ich erstmal ziemlich fertig und konnte eigentlich nur noch schlafen, als ich gegen Mittag in Cordoba ankam. Montags war mein letzter Schultag und ich wurde früher nach Hause geschickt, weil ich kurze Hosen anhatte (bei 30 Grad ja auch ein wenig verständlich), aber ich musste ja eh nur kurz meinen Namen auf die Klausur schreiben, also machte das keinen Unterschied. Nachmittags habe ich mich dann mit ein paar Austauschschülern getroffen und wir wollten eigentlich die Hungerspiele im Kino sehen, aber weil es die noch nicht gab mussten wir dann James Bond schauen, was ja jetzt auch nicht so schlimm war. Meine Gasteltern waren nur etwas angepisst, weil ich um halb elf zurück gekommen bin und sie mich nicht erreichen konnten, weil mein Handy kaputt war (jetzt funktioniert es aber wieder). Gestern habe ich mich dann mit meinen Klassenkameraden getroffen und wir haben einfach nur herumgesessen, Spiele gespielt, Pizza gegessen und im Pool baden. Es war aber sehr ungewohnt für mich, wieder Spanisch sprechen zu müssen, weil ich in den letzten zwei Wochen ja eigentlich fast nur Englisch gesprochen habe, aber ich hoffe das wird besser, wenn ich dieses Wochenende die Gastfamilie wechsele, meine nächste Gastmutter ist nämlich Spanischlehrerin und sehr gesprächig. Ich melde mich das nächste mal also schon aus meiner neuen Familie zurück!


Donnerstag, 12. November 2015

Hitze und Prüfungen

Obwohl es eigentlich Frühling sein sollte, ist es zur Zeit ziemlich heiß hier. Es sind meistens über 25 Grad und ohne meine Sonnenbrille und Sonnenschutz verlasse ich nicht mehr das Haus. Am Samstag bin ich sogar wegen meinem schwachen Kreislauf umgekippt, während ich vor dem McDonalds auf meine Freunde gewartet habe. Mir wurde aber sofort von ein paar netten Frauen geholfen und mein Kumpel kam dann fünf Minuten später auch (zwar mit einer Stunde Verspätung, aber das ist hier völlig normal).
Da meine Klassenkameraden ihre gesamte Freizeit mit lernen verbringen müssen, habe ich mich in den letzten zwei Wochen sehr viel mit Austauschschülern getroffen, damit ich nicht den ganzen Tag zu Hause rumsitzen muss. Es ist nämlich gerade Prüfungszeit und jeden Tag muss ich nur zur Schule gehen, um meinen Namen auf das Blatt zu schreiben und dann leer abzugeben. Und wenn ich dann niemanden in der Schule finde, den ich nerven kann, gehe ich einfach nach Hause und lege mich nochmal schlafen. Deshalb bin ich mittlerweile schon als das Mädchen bekannt, das einfach immer zusagt, wenn irgendwer etwas machen will So hatte ich zum Beispiel dieses Wochenende die tolle Idee, um vier Uhr nachmittags noch in eine kleine Stadt eine Stunde entfernt zu fahren, nur weil sich ein paar meiner Freunde dort getroffen haben. Als ich um halb sechs dann dort ankam, hat es aber leider ziemlich stark geregnet und deshalb haben wir einfach nur im Haus meines Kumpels rumgelungert und geschnackt. Später haben wir uns dann doch noch raus getraut und sind ein bisschen rumgelaufen, bis ich dann um halb neun den Bus zurück nach Cordoba genommen habe.
Es wäre viel zu viel, hier zu schreiben, mit wem ich mich in den letzten zwei Wochen getroffen habe und was wir gemacht haben, weil ich mich auch gar nicht mehr erinnere und es meistens auf das gleiche hinausläuft, nämlich in der Stadt herumlaufen, Pommes bei Moustachys  essen und in einer Bar namens Panther einfach nur reden oder in den Park zu gehen um das Argentinische Nationalgetränk Mate zu trinken.
In diesen zwei Wochen war ich wirklich sehr froh, in Cordoba zu wohnen, weil ich nicht wüsste, was ich ohne meine Austauschschüler-Freunde gemacht hätte (vor allem ohne den Kiwi, der mittlerweile fast mein bester Freund hier geworden ist).
Übrigens ist ein anderer Deutscher letzte Woche freiwillig nach Hause geflogen, ohne uns anderen davon zu erzählen, weil er Probleme mit seiner Gastfamilie hatte und nicht wechseln konnte. 
Apropos Gastfamilie wechseln: Ich wechsele in zehn Tagen und heute lerne ich wahrscheinlich meine zweite Gastfamilie kennen, weil ich mit Alice aus Belgien zu einem Sprachkurs gehe und sie zur Zeit in dieser Familie wohnt. Ich freue mich schon richtig darauf, weil meine zweite Gastschwester mega nett ist und in meinen Jahrgang und auf meine Schule geht, deswegen kenne ich einige ihrer Freunde auch schon und ich hoffe, dass ich dann in den Ferien etwas mit ihr und ihren Freunden unternehmen kann, damit mir in den drei Monaten nicht ganz so langweilig wird. Obwohl ich ja auch noch mehr als zwei Wochen in den Süden Argentiniens fahre, worauf ich mich schon mega freue!

Das sind leider die einzigen Fotos aus den letzten zwei Wochen, weil ich meistens vergesse, welche zu machen und dann immer die Fotos der anderen Leute aus Gruppenchats klaue.

Eine Feier im Haus von Ben aus Deutschland

Zoe (USA) war in Cordoba zu Besuch also haben Amaya (Mexiko), Oskar (Dänemark) und Hamish (Neuseeland) ein bisschen die Stadt gezeigt. Auf dem Bild sind Amaya, ich und Zoe.

Das sind alle Mädchen aus meiner Klasse Wirtschaft und Verwaltung 2 (ja, es ist genau so spannend wie es klingt xD)

Und hier sind alle zusammen <3
Meine Klasse ist echt toll und ich werde die vermissen in den drei Monaten Ferien


Und weil mir grade langweilig ist, habe ich einfach mal Listen gemacht:

Dinge, die ich an Argentinien/Cordoba liebe:

- Alle anderen Austauschschüler hier in der Stadt
- Dass man immer etwas neues sieht und man nie die ganze Stadt kennt
- Dass ich mittlerweile Leute auf der Straße treffe, die ich kenne
- Die wunderschönen Plätze
- Moustachys, weil die Pommes da so billig sind
- Einfach zu Fuß ins Zentrum laufen zu können
- Meine Schule, weil sie einfach riesig ist
- Meine Klassenkameraden
- Die Kioscos, in denen ich immer Alfajores kaufe (das sind so Mini-Kuchen) und die sogar Wodka      an Minderjährige verkaufen xD
- Merienda (Kaffeetrinken) mit Mate-Tee im Park
- Dass sich niemand beschwert, wenn ich eine Stunde später zu einem Treffen komme
- Dass ich in der Schule absolut nicht machen muss
- Dass ich nur noch 2 Schultage habe und danach drei Wochen Sommerferien
- Dass Leute ständig für einen zahlen und das Geld nicht zurück verlangen (außer man macht aus Versehen ein Fenster kaputt)
- Dass hier jeder total offen und herzlich ist (außer anscheinend meine jetzige Gastfamilie)
- Dass hier niemand über Sexismus rummeckert und es tatsächlich noch Gentlemen gibt
- Einfach die Stadt an sich, auch wenn es sehr viele hässliche Orte gibt, aber die paar schönen die es gibt machen das alles wieder wett
- Dass hier niemand Englisch spricht und das deshalb schon fast eine Geheimsprache ist


Dinge, ich ich an Argentinien /Cordoba nicht mag:

- Der ganze Dreck, der auf den Straßen herumliegt
- Dass die Straßenhunde wie Ratten behandelt werden, anstatt sich um sie zu kümmern
- Dass meine Gastfamilie mittlerweile kaum noch mit mir spricht
- Die korrupte Regierung
- Die Zwei-Klassen-Gesellschaft
- Dass man allem hinterher rennen muss, wenn man will, dass hier irgendwas funktioniert
- Dass hier fast niemand meinen Sinn von Humor versteht (und Sarkasmus auch nicht)
- Dass ständig hinter jungen Frauen hinterher gepfiffen wird
- Dass kein Wert auf Umweltschutz gelegt wird

Wie ihr seht überwiegen die positiven Dinge und ich fühle mich hier echt wohl.
Ich hab übrigens eine Doku über einen Austauschschüler in Cordoba gefunden, auch wenn ziemlich viel von den "Fakten" über Cordoba an den Haaren herbeigezogene Vorurteile sind (Drogen gehören hier natürlich NICHT zur Tagesordnung und die katholische Schule ist eher ein extremer Einzelfall), aber trotzdem werden ein paar Plätze in Cordoba gezeigt und der Junge hat das schon relativ gut gemacht, also schaut es euch mal an: Klick hier